Ist der Dienstwagen noch zeitgemäß?
Welche Alternativen gibt es?

Wir zeigen auf welche enormen Kosten ein Dienstwagen verursacht und was es für günstigere, flexiblere Alternativen gibt.

In diesem Blogbeitrag gehe ich der Frage nach, welche Kosten ein Dienstwagen für ein Unternehmen verursacht, ob der Dienstwagen noch das richtige Benefit für Ihre Mitarbeiter:innen ist und ob es sinnvollere Alternativen gibt, um den Beschäftigten vielfältige Mobilität zu ermöglichen.

Der Geschäftswagen als Mittel zur Mitarbeiterbindung

In vielen Unternehmen werden Dienstwagen als ein wichtiger Benefit für Mitarbeiter:innen angesehen. Doch mit der zunehmenden Bedeutung von Umwelt und Nachhaltigkeit sowie der Tatsache, dass manche Beschäftigten keinen Führerschein mehr besitzen oder in der Stadt keinen Parkplatz haben und diesen nicht teuer mieten wollen, werden Dienstwagen weniger attraktiv. Außerdem sind Geschäftswagen für das Unternehmen eine teure Angelegenheit.

Was kostet ein Dienstwagen dem Unternehmen?

Die Anschaffungskosten für einen Dienstwagen (1) belaufen sich in Deutschland durchschnittlich auf 40.008 Euro. In der Automobilindustrie und in der Maschinenbaubranche liegen die Kosten bei 46.922 Euro bzw. 46.108 Euro, während Behörden und die öffentliche Verwaltung im Schnitt 31.186 Euro ausgeben.

Zu den Anschaffungskosten gesellen sich Ausgaben für Wartung und Reparatur, Kraftstoff, Versicherung und Kfz-Steuer. Allgemein summieren sich die Wartungs- und Reparaturkosten auf 1.000 bis 3.000 Euro pro Jahr. (2) Denn Dienstwagen werden in der Regel intensiver genutzt, der Verschleiß ist höher. Um zusätzlichen Aufwand und den Ausfall der Fahrzeuge zu vermeiden, wird außerdem meist auf Nummer sichergegangen: Geschäftsautos werden häufiger gewartet und dafür Wartungsverträge abgeschlossen. Für die Versicherung rechnet man jährliche Prämien von 1 bis 2 Prozent des Bruttolistenpreises. (3) Dies ergibt Versicherungskosten von 400 bis 1.000 Euro pro Jahr. Die Kfz-Steuer von ca. 100 bis 200 Euro pro Jahr ist da fast zu vernachlässigen. (4)

Kostenaufstellung für ein typisch baden-württembergisches Unternehmen

Die Teilnehmer:innen stellen ihr eigenes Fahrrad im Workshop Schritt für Schritt individuell, besser auf sich ein.

Positiondurchschnittliche Kosten
Anschaffungskosten40.008€
geschätzter Wiederverkaufswert nach 3 Jahren (5)24.005€ (entspricht 60% des Neupreises)
Wertverlust des Fahrzeugs5.334€ jährlich
Wartungs- und Reparaturkosten2.500€ jährlich
Versicherungsbeitrag800€ (400 bis 1.000€)
KfZ-Steuer150€ jährlich
Benzinkosten3.142€ jährlich bei 24.000km
jährliche Gesamtkosten11.936€
monatliche Kostenca. 993,83€

Bei Geschäftswagen geht man im Vergleich zum Privat-PKW von einer höheren Fahrleistung aus. So kommen für etwa 24.000 Kilometer noch die Spritkosten hinzu, die in der Regel ebenfalls von der Firma gezahlt werden. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 7,7 Litern pro 100 Kilometer (6) und Benzinkosten von 1,65 Euro pro Liter ergeben sich 3.142 Euro Spritkosten jährlich. Sparsame Fahrweise und wenig Fahrten werden nicht gefördert.

  • Tipp:
    Eine Regelung, dass Mitarbeiter:innen den Sprit selbst zahlen, hilft dem Unternehmen in zweifacher Hinsicht: Einerseits reduziert es die Kosten und andererseits fördert es die Fahrt mit dem Geschäftswagen nicht über die Gebühr.

 

Hochgerechnet ergeben sich
riesige Budgets für Dienstwagen

Interessant wird es, wenn man die Kosten eines Dienstwagens auf das gesamte Unternehmen hochrechnet: In der Maschinenbau-Branche haben 13,1 Prozent der Mitarbeiter:innen einen Dienstwagen, in der Automobilindustrie sind es 11,5 Prozent. Ein Maschinenbauunternehmen mit 500 Mitarbeiter:innen stellt 66 Angestellten einen Dienstwagen; in einem Unternehmen der Automobilindustrie mit 5.000 Mitarbeiter:innen zahlt die Firma für circa 575 Angestellte das Auto.
In Summe ergibt das unglaubliche jährliche Kosten von über 787.000 Euro für den Maschinenbauer und mehr als 6,85 Millionen Euro für den Automobilisten.

Dienstwagen
- Geschenk mit hohen Kosten

Auch für die Mitarbeiter:innen ist der Geschäftswagen nicht gänzlich kostenfrei. In der Regel müssen sie einen geldwerten Vorteil von 1 Prozent des Bruttolistenpreises versteuern, wenn sie den Wagen auch privat nutzen. Das ergibt 400 Euro pro Monat. Falls sie nur sehr wenig privat fahren, müssen sie pro Kilometer nur 0,003 Prozent versteuern, die Privatfahrten aber einzeln dokumentieren. Je nach Überlassungsvertrag können weitere Kosten auf sie zukommen. Für einen PKW-Stellplatz in Stuttgart sind gerne mal mehr als 100 Euro pro Monat für ein Auto fällig. Die steuerliche Belastung und weitere Kosten sollten nicht vernachlässigt und vor der Entscheidung für oder gegen einen Dienstwagen genau abgewogen werden.

5 Kriterien, ob sich der Geschäftswagen wirklich lohnt

Bei der Entscheidung für oder gegen den Dienstwagen sollten folgende Faktoren betrachtet werden:

  1. Welche Art von Arbeit verrichten die Mitarbeiter:innen?
  2. Wofür wird ein Dienstwagen hauptsächlich eingesetzt – ist es ein Dienstreise- oder ein Pendlerwagen?
  3. Wo liegt das Unternehmen und wie gut ist es an öffentliche Verkehrsmittel angeschlossen?
  4. Wo befinden sich die Kunden und wie gut ist die Verkehrsinfrastruktur dort ausgebaut?
  5. Wie sind die Verkehrsbedingungen und die Parkplatzsituation rund um den Unternehmensstandort?

Zusammengefasst könnte die Frage lauten: Wie häufig und wie lange müssen die Mitarbeiter:innen wirklich mit dem Auto unterwegs sein? Und gibt es nicht günstigere, nachhaltigere Lösungen? Denn wenn sich Unternehmen Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben, dann passt der Dienstwagen nicht mehr wirklich zu ihrer Firma.

Die bessere Lösung:
Mobilitätsbudget (mit Auto) statt nur Dienstwagen

Natürlich müssen Mitarbeiter:innen mobil sein und Unternehmen möchten ihren Beschäftigten einen Benefit bieten. Das Mobilitätsbudget ist in vielen Fällen die flexiblere und kostengünstigere Lösung als der Dienstwagen.

Beim Mobilitätsbudget steht den Mitarbeiter:innen eine bestimmte Summe Geld zur Verfügung, mit der sie individuell ihre Mobilitätsbedürfnisse zahlen können. Vom Geld kann ein Monatsticket für den Nahverkehr oder ein Einzelticket für den Fernverkehr gekauft werden. Auch eine Taxifahrt ist dabei, wenn die letzte Bahn schon gefahren ist, oder man schwingt sich aufs Fahrrad. Natürlich können auch Car- oder Bike-Sharing-Angebote genutzt werden.

Auch das Auto ist eine Option im Mobilitätsbudget. Das Budget kann ein Zuschuss zum Autokauf oder zum Leasingvertrag sein. Andererseits besteht die Möglichkeit, einen Wagen zu mieten. So kann der Beschäftigte im Winter mit dem Kombi in den Skiurlaub fahren und im Sommer fürs Wochenende ein Cabrio ausleihen.

Das Mobilitätsbudget ist für den/die Mitarbeiter:in vollkommen flexibel und passend für die eigenen Bedürfnisse einsetzbar. Für das Unternehmen hingegen sind die maximalen Kosten genau bekannt. Auch ein Unfall, zusätzliche Reparaturen oder erhöhte Benzinkosten spielen keine Rolle mehr.

Mobilitätsbudget – fair und motivierend für die gesamte Belegschaft

Ein riesiger Vorteil gerade in Bezug auf die Mitarbeiter:innen-Motivation und -bindung ist, dass alle Beschäftigten vom Mobilitätsbudget profitieren können: ob mit oder ohne Führerschein, ob mit Benzin im Blut oder einem Herz für Nachhaltigkeit. Und weil es günstiger ist, profitieren viele davon und nicht nur ein kleiner, ausgewählter Teil der Belegschaft.

Wenn die oben genannten Firmen ein sehr großzügiges, jährliches Mobilitätsbudget für alle Mitarbeiter:innen von 1.575 Euro beim Maschinenbauunternehmen und über 1.370 Euro beim Automobilisten anbieten, entstehen keine höheren Kosten im Vergleich zum Dienstwagen. Es ergäbe sich ein monatliches Mobilitätsbudget von 131,30 bzw. 114,63 Euro.

Fragen Sie doch mal Ihre Mitarbeiter:innen, was diese von einem Mobilitätsbudget von 80, 100 oder mehr Euro pro Monat halten würden?

Zusammenfassung & Fazit:

  • Vom Dienstwagen profitiert nur ein Teil der Belegschaft und sie sind sehr teurer.
  • Das Mobilitätsbudget beinhaltet vielfältige Formen der Fortbewegung, einschließlich der mit dem Auto.
  • Gerade für Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, hat der Dienstwagen als Statussymbol ausgedient. Er passt nicht mehr zur Philosophie.
  • Vom Mobilitätsbudget können alle profitieren: ob mit oder ohne Führerschein, ob Städter oder Landbewohner:in, ob Autofan oder Nachhaltigkeitsenthusiast:in.
  • Das Mobilitätsbudget ist günstiger und berechenbarer als der Dienstwagen.

 

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